[Freude mit Pfingstrosen] (6) Sorten: Strauchpfingstrosen aus China
China ist die Heimat aller strauchigen Wildarten, früh wurden diese Pflanze für Heilzwecke genutzt, erste Referenzen in der chinesischen Literatur sind über 2000 Jahre alt. Bereits in der Tang-Dynastie (um 580) wurden sie auch intensiv in Gärten kultiviert. Um das Jahr 1000 waren Strauchpfingstrosen in China so populär, daß das Wort 'Blume' gleichbedeutend mit 'Strauchpfingstrose' war (Haw 2001). In Europa wurden sie erstmals 1656 durch Berichte der Bevollmächtigten der Niederländischen Ost-Indischen Gesellschaft bekannt, die sie als Rosen ohne Dornen beschrieben. Die ersten Pflanzen erreichten 1787 Europa. Diese hatten schwere, gefüllte Blüten, und anhand dieser Kulturformen wurde Paeonia suffruticosa von Andrews botanisch beschrieben. Welche Wildarten sich hinter diesen Pflanzen verbargen, war bis in die jüngste Vergangenheit unklar. Zwar tauchten im Herbarmaterial verschiedener China-Forscher Belege von Pfingstrosen auf, doch eine umfassende Klärung erfolgte erst durch die Tätigkeit chinesischer Botaniker in den letzten Jahren. Am weitesten akzeptiert ist die These, daß die klassischen chinesischen Strauch-Päonien einen hybriden Komplex aus 3 verschiedenen Arten darstellen: P. rockii, P. ostii und P. jishanensis.
Diese klassischen Strauchpfingstrosen heißen heute in China 'Zhongyuan-Mudan', wovon es viele Hundert Sorten gibt (Kulturzentren: Luoyang und Heze). Mudan wurde früher auch als 'Moutan' transliteriert, aber die neue Schreibweise setzt sich mehr und mehr durch. Das Zuchtziel der Chinesen war eine perfekt aufgebaute gefüllte Blüte mit vielen Petalen (Tausend-Petalen-Form) und in chinesischen Büchern kann man erstaunt betrachten, welcher Stellenwert den verschiedenen gefüllten Blütenformen zugebilligt wird. Die Zhongyuan-Mudan-Sorten treiben in unserem Klima meist sehr früh aus und haben Proleme mit einer hohen Anfälligkeit gegen Spätfröste und Pilzkrankheiten. Viele Sorten sind auch sehr kleinbleibend - ein bisher wenig beachtetes Plus für kleine Gärten!? Bei der Sortenwahl sollte man sich auf für unser Klima getestete Sorten beschränken, um Enttäuschungen vorzubeugen. Es gibt aber nicht nur Sorten mit dick gefüllten schweren Blüten, sondern sehr schöne halbgefüllte und einfachblühende, die in ihrer Anmut den japanischen Sorten nicht nachstehen, aber bisher nur weniger bekannt wurden.
Neben dieser Hauptgruppe gibt es die Gansu-Mudan (mit starkem Einfluß von Paeonia rockii, deshalb auch Zi-Ban-Mudan genannt nach dem chinesischen Namen dieser Art), die später austreiben und eine hohe Kälte-Resistenz besitzen (-27°C lt. Wang et. al.1998), wenn das Holz im Sommer gut ausgereift ist. In den letzten Jahren wurden sie zu den Stars der chinesischen Strauchpfingstrosen, weil sie sehr wüchsig und gesund sind. Ihr Platzbedarf kann aber auch riesig sein.
Eine dritte Gruppe sind die Feng-Dan Mudan mit starkem Einfluß von P. ostii, am bekanntesten die Sorte 'Fen Dan Bai', die auf Hunderten Hektar zur Gewinnung des mudanpi, einer wichtiger Droge der chinesischen Medizin. Schnellwüchsig, aber kurzlebig und anfällig für Pilzerkrankungen.