Strauchpfingstrosen sind noch nicht sehr häufig in unseren Gärten, obwohl sie – bei Wahl der richtigen Sorte und richtiger Pflanzung - eigentlich problemlos wachsen und uns jedes Jahr durch wunderschöne riesengroße Blüten erfreuen. Sie bilden ausdauernde Sträucher bis 2m Höhe und Breite, die im Winter ihr Laub abwerfen und entwickeln in Mai große schöne Blüten.

Wenn man allerdings sieht, wie lieblos in den Gartencentern jedes Jahr die Japan-Ware (frisch getopft aus Holland) im Frühjahr dahingammelt, kann ich mir vorstellen, daß viele mittlerweile negative Erfahrungen gesammelt haben. Zumal niemand dem Käufer erklärt, wie tief die Pflanzen richtigerweise zu pflanzen sind, damit sie den nächsten Sommer überstehen.

Veredelungen oder Sämlinge- Was ist der Unterschied? Zur Vermehrung von Strauchpfingstrosen gibt es 2 unterschiedliche Methoden: Die Aufzucht aus Samen mit einer Typisierung nach festgelegten Kriterien, um gleich aussehende „Sorten“ zu vermarkten (So werden in der Regel Sämlinge aus China vertrieben). Sämlinge stehen auf eigenen Wurzeln und sind gleich von Anfang an sehr wuchsstark. Die zweite Methode ist das Aufpropfen von Edelreisern bekannter Sorten auf Ammenwurzeln. Damit werden besonders seltene und schöne Sorten vermehrt, was die Pflanzen aber deutlich teurer macht. Nach dem Anwachsen des Edelreises werden diese Veredelungen zusammen mit der Ammenwurzel verkauft, haben dann aber meist noch keine eigenen Wurzeln. Damit der Edelreis dauerhaft überleben kann, muß er in dem Bereich oberhalb der Veredelungsstelle eigene Wurzeln bilden. Ich empfehle tiefes Pflanzen (Veredelungsstelle 10-15 cm tief unter die Erde) oder zweizeitiges Pflanzen, wobei nach einem Jahr die Amme abgetrennt wird. Mit letzterer Methode habe ich die besten Erfahrungen gesammelt. (Die Ammenwurzel kann aber nur abgetrennt werden, wenn sich genügend Wurzeln am Edelreis gebildet haben!)

Hochstamm-Rockiis: Meist einstämmig erzogene große Sträucher (richtig viel Holz!). Das sind keine Veredelungen auf einen Stamm (bei Päonien geht so etwas nicht - sind ja auch keine Rosen), sondern an der Basis frei gehaltene Sträucher. Später muß bei der Pflege auch immer darauf geachtetet werden, daß die unten austreibenden Triebe entfernt werden. Die Chinesen nennen das „Füsse waschen“. Farblich unsortierte Pflanzen. Nachdem ich die Pflanzen im Oktober 2004 gepflanzt habe, treiben Sie Ende November schonn mächtig dicke Knospen. Es empfiehlt sich im ersten Jahr unbedingt, nur wenige Blütenknospen dranzulassen!

4-5-jährige typisierte Sämlinge. Ziemlich kräftige Pflanzen, ordentlich ausgebildeter Wurzelapparat und 3 bis 7 Triebe. Werden vor dem Versand auf 30-40 cm eingekürzt. Diese Pflanzen werden so gepflanzt, wie man es von normalen Sträuchern auch kennt - keine Probleme möglich.

3 jährige unsortierte Sämlinge. Wie oben, nur eine Nummer kleiner.

2-jährige Veredelungen. Diese Pflanzen bringen die Garantie für Sortenechtheit mit! Ausgesucht schöne Sorten werden seit wenigen Jahren nun endlich auch in China mit dieser Methode vermehrt, das haben sie den Japanern abgeschaut. Auf dem Bild erkennt man die Veredelungsstelle (Weißer Strich). Diese Stelle muß 10-15 cm UNTER DIE ERDE!! Dann bilden sich aus dem Edelreis entspringende eigene Wurzeln. Bei entsprechender Zwischenkultur werden sich dann ausreichend Wurzeln bilden.

2-jährige Veredelungen. (Fortsetzung): Haben Sie genügend Wurzeln am Edelreis, kann die Ammenwurzel entfernt werden: Sie Strich bzw. Schnittstelle auf dem zweiten Bild. Diese Sträucher werden dann deutlich wüchsiger sein, als solche mit Ammenwurzel.

2-jährige Veredelungen (Fortsetzung): Bei Lutea-Hybriden (z. B. 'Alice Harding' und 'High Noon') sind die 2-jährigen Veredelungen meist so wuchsstark, daß die Pflanzen schon die Amme überwuchert haben.

1-jährige Veredelungen. Wie oben, nur eine Nummer kleiner. Die 1-Jährigen dieser Lieferung sind ziemlich klein. Kleiner, als man es von den japanischen Veredelungen her kennt.

3-jährige Veredelungen: Wie oben, nur eine Nummber größer. Komischerweise trimmen die Chinesen die Pflanzen meist auf einen „Keulenwurzel“. Oberhalb der Veredelungsstelle werden die Wurzeln abgeschnitten, und die Amme wird auf 15cm Länge ohne Seitenwurzeln gestutzt. Transportiert und pflanzt sich natürlich deutlich leichter als eine Pflanze mit schön ausgebildetem verzweigten Wurzelapparat. Aber ich find's schade und die schönen Wurzeln aus dem Edelreis. In dieser Hinsicht sehen viele 2-jährige ohne Amme deutlich reifer aus, auch wenn diese Pflanzen noch nicht so viel Holz haben.

4-jährige Veredelungen: Noch größer, meist mehrtriebig und sehr kräftig. Teuer.



5-jähriger Sämling (Importware aus China 2003) 1 Jahr nach der Pflanzung in meinem Garten – gut verzweigter mehrtriebiger Strauch. Sie sollten ihn aber in den ersten 2 Jahren NICHT BLÜHEN LASSEN!


rockii_zweites_jahr2

Und hier die Pflanze im Juni 2005: Wie zu erwarten, hat die Pflanze keine Blütenknospen angesetzt, sieht im Laub aber schon deutlich kräftiger aus, als noch im Jahr zuvor. Un dwird hoffentlich 2006 (d.h. im 3. Jahr nach den Pflanzung) wieder ordentlich blühen. So ist der normale Weg.

Paeonia-rockii-Hybriden: Von allen Strauchpfingstrosen für unser Klima am besten geeignet: Sie brauchen kalte Winter und heiße trockene Sommer, wie in Nordwest-China in der Provinz Gansu. Selbst in Mittel-Finnland, wohin ich vor 3 Jahren ein paar Thüringer Rockiis geschickt habe, wachsen sie gut und kamen 2004 wieder gut zur Blüte! Nach meinen Erfahrungen wachsen sie schnell, bilden große Stäucher, sind resistent gegen Krankheiten und duften wunderbar, teilweise fast schon zu stark (Was aber nur in der Vase im Haus auffällt). Leider blühen die einfachen Sorten nur kurz, aber bei Pflanzung mehrerer Sträucher in einem Garten wird sich die Blütezeit über 2-3 Wochen hinziehen. Halbgefüllte bzw. gefüllte Sorten können dabei eine gute Ergänzung sein.

Lutea-Hybriden: Französische Züchter versuchten sich als erste mit der Einkreuzung gelbblühender Wildarten, und die angebotenen Sorten sind seit fast 100 Jahren im Handel. Im Gegensatz zu den meist duftlosen später gezüchteten amerikanischen Luteas sind die französischen angenehm duftend und voll gefüllt, leider hängen die schweren Blüten etwas, weshalb eine erhöhte Pflanzposition anstrebenswert ist.

Das Besondere für jeden Liebhaber. Ich sammle selber, und so kann ich hier und da mal ein Teilstück oder einen Sämling abgeben. Leider sind nicht alle Wilarten für unser Klima gleich gut geeignet.

Paeonia ludlowii (alter Name: P. lutea ssp. ludlowii) ist für milde Gegenden sicher die Top-Wildart. Riesig, mit tropisch anmutendem Wuchs und saftig-grünen Riesenblättern. In deutschen Küstengegenden und im Weinbauklima dürfte sie auch regelmäßig blühen, in der kontinentalen Lausitz friert sie fast jedes Jahr zurück oder verliert zumindest regelmäßig die Blütenknospen. Aber sie ist sicher die Wildart, die man alleine wegen des Laubes sehr schätzen kann. Ein Muß eigentlich für jeden Garten mit ausreichend Platz (wird auch nach dem Zurückfrieren jedes Jahr 1,20 bis 1,80 m hoch und breit). Ich hoffe, 2005 wieder Sämlinge zu haben. Die letzten waren schnell ausverkauft. Samen kann ich ab jetzt regelmäßig anbieten.

Paeonia delavayi (alte Namen auch: P. lutea, P. potaninii etc.) ist problemlos zu kultivieren und blüht zuverlässiger als P. ludlowii. Alle vormals als „Arten“ behandelten Formen sind miteinandern fertil und so gibt es alle möglichen Farbvarianten der Gartenabsaaten. Deshalb streuen auch die Absaaten, Teilstücke sind farbecht. Die niedrigen Formen (ehemals P. potaninii, jetzt P. delavayi f. angustiloba, und dann noch farblich geordnet nach rubra, alba, trollioides, wenn man so will) treiben Ausläufer und können durch ihr Wuchern zum schwer auszurottenden (aber schönen) Problem werden. Die höheren Formen (P. delavayi f. delavayi, auch wieder mit Farbnamen), bestechen durch ihre kleinen aparten hängenden Blüten. In strengen Wintern können sie alle vollständig zurückfrieren, um dann mit vielen Grundtrieben neu auszutreiben. Blühen als einzige Wildart am diesjährigen Holz! Falls Sie wissen wollen, was nur der Unterschied zu Ludlowii ist: Ludlwoii hat 1-2 Fruchtknoten, alle Delavayis mehr, meist 5. Außerdem macht Ludlowii nie Ausläufer, die Delavayis meist.

Ich habe mehrmals schlechte Erfahrungen mit Paeonia ostii gemacht, es kommt bei ihr wegen der enorm langen Jahrestriebe schnell zu Windbruch und Pilzerkrankungen an den Triebbasen. Vielleicht hilft ordentliches Binden der Sträucher, um Windbeschädigungen in der Vegetationszeit zu vermindern. Im Herbst 2004 habe ich eine größere Menge Jungpflanzen importiert. In den Jahren zuvor hatte ich mit den aus anderen Quellen gelieferten recht großen Stöcken (mit 80cm Holzlänge) große Anwachsprobleme. Ich hoffe, mit der jetzt vorhandenen Qualität bessere Ergebnisse zu liefern.

Von Paeonia rockii empfehle ich, lieber ausgewählte Kultivare zu wählen, als Wildpflanzen ominöser Herkunft (vielleicht noch aus ausgeräuberten Wildstandorten). Meine Empfehlung auch für kalte Gegenden. Ein Freund aus Mittelfinnland hat seine von mir erhaltenen (Thüringer) Rockiis nach 3 Jahren wieder zum Blühen gebracht. Das Wirrwarr durch die ständige Umbenennung in den letzten 10 Jahren (erst Paeonia rockii ssp. rockii, dann ssp. linyanshanii, dann wieder ssp. rockii, schließlich ssp. taibaishanica, schließlich Paeonia linyanshanii ssp. taibashanica, und neuerdings Paeonia rockii ssp. atava. Wohlgemerkt alles für die selbe Unter-Art von Paeonia rockii, die zweite Unterart analog.) hat sicher auch nicht zu mehr Klarheit beigetragen, was man nun unter dem jeweiligen Namen bekommt. Im Handel gibt es daneben auch noch Papaveracea als Art und als Kultivar und verschiedene sich auf den Uralt-Namen Suffruticosa beziehende Synonyme, wobei man immer davon ausgehen muß, daß der jeweilige Anbieter noch weniger sattelfest in vergleichender Taxonomie ist als die wissenschaftlich klingenden Namen vorgeben. Bei Kultivaren weiß man wenigstens, was man hat. Und es gibt mittlerweile Hunderte davon. Ich habe einige schöne besorgt. Bemerkenswert ist bei fast allen Kultivaren der wunderschöne Duft!

andere Sorten von Strauchpfingstrosen, die von mir nicht angeboten werden:

- japanische Strauchpfingstrosen finden Sie jedes Jahr im Baumarkt. Dabei handelt es sich ausnahmslos um 1- bis 2-jährige Veredelungen, die noch auf der Ammenwurzel stehen. Die Veredelungsstelle muß beim Pflanzen 10 – 15 cm tief unter der Erde sein, damit aus dem Edelreis eigene Wurzeln entspringen können. So können sie ordentliche Sträucher zu einem sehr geringen Preis erwerben, allerdings haben die meisten japanischen Sorten unverhältnismäßig große schwere Blüten und sie duften meist nicht, ansonsten sind sie gut für unser Klima geeignet.

- chinesische Strauchpfingstrosen: abgesehen von den Rockii-Hybriden (siehe oben) habe ich mit den „Chinesen“ keine guten Erfahrungen gemacht, weshalb ich sie nicht empfehle. Bei meiner Chinareise 2004 habe ich gesehen, daß in Luoyang und Heze (den beiden wichtigsten Kulturzentren der sogen. Zentralland-Mudan (Zhongyuan-Mudan bzw. Central plains Mudan)) zur Verschattung der Strauchpfingstrosen Granatäpfel gepflanzt wurden. Wenn Sie das in ihrem Garten auch können, sollten sie solche Pflanzen kaufen. Wenn Granatäpfel bei Ihnen nicht winterhart sind, werden auch die chinesischen Zentralland-Mudan nicht wachsen. Vielleicht bringen neue Kultivare in Zukunft mehr. Ich glaube aber eher, daß in Nordwestchina gezüchtete Sorten mit Paeonia rockii im Blut für unser Klima besser geeignet sind.

- europäische Suffruticosas: Dafür gibt es Spezialisten in Frankreich

- amerikanische Züchtungen: es gibt verschiedene Bezugsquellen in Deutschland, die man einfach nutzen kann. Ich habe zur Zeit nur 2 Sorten abzugeben. Siehe Preisliste.