2.0 Beetstauden / Paeonia

PAEONIA (Pfingstrose)

(Paeoniaceae/Ranunculaceae)

Die Pfingstrosen gehören zu den beliebtesten Gartenstauden. Einige der über 30 Arten sind schon sehr früh in Kultur genommen worden.

Die meisten Arten sind Stauden, - von den Sträuchern ist vor allem Paeonia suffruticosa Andr. (Paeonia arborea Donn), besser gesagt deren Hybriden und Sorten, hervorzuheben.

Hier sollen jedoch nur die bedeutungsvollsten der staudigen Arten und ihre wichtigsten Sorten besprochen werden.


Paeonia lactiflora Fall. (Chinesische Pfingstrose) (Paeonia albiflora Pall.; P. chinensis Vilm.; P. sinensis (Sims) hort.)

Das Areal dieser Art erstreckt sich in Asien vom Baikalsee nordöstlich bis in Teilbereiche des Amurgebietes und Sibiriens, südöstlich über Peking hinaus bis fast zum Golf von Chili und bis Korea.

Es ist eine ca. 80 - 100 cm hohe Staude mit langstengeligen, großen, dreiteiligen Blättern, deren Teilchen elliptisch sind und rötliche Adern haben. Ihre Blüten sind einfach, haben etwa 8 weiße bis rosa Blütenblätter, goldgelbe Staubgefäße; - sie erscheinen im Juni.


Züchtungsweq der "Edelpfinastrose"

Schon vor ca. l 000 Jahren sollen in China aus Paeonia lactiflora Pall. Sorten entstanden sein, die in den Chinesischen Gärten gepflegt und vermehrt wurden. Interessant ist, daß es sich wohl schon dejials um gefülltblühende Sorten gehandelt haben muß. Die Japaner haben aus den von dort erhaltenen Formen und Sorteza später eine Zuchtrichtung eingeschlagen, die zu Sorten führte, deren Blüten einfach waren oder nur wenige Kränze von Blütenblättern hatten; - dazu: veränderte, verbreiterte Staubgefäße.


Im Osten Asiens waren also die "Chinesischen Pfingstrosen" schon alte Kulturpflanzen, ehe sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa gebracht worden sind. Also stand in Europa (und auch in Amerika) zur Züchtung der "Edelpfingstrosen" nicht nur die Art Paeonia lactiflora Fall, zur Verfügung.

Vielmehr sind aus den aus Asien eingeführten Sorten dieser Art die sehr zahlreichen Sorten entstanden, von denen heute noch erfreulich viele (zum Teil jedoch nur in kleinen Pflanzenzahlen) in Kultur sind, bzw. in Sortimenten aufgepflanzt sind. Allerdings ist wegen ihrer geringen Vermehrungsergiebigkeit natürlich nur ein gewisser Teil der mal vorhanden gewesenen Sorten erhältlich. Immerhin sind in den letzten gut 100 Jahren rund 3 000 Sorten entstanden.


Gefülltblühende Sorten;

In Europa verfolgte man anfangs nur die Zuchtrichtung der Chinesen, brachte also eine große Zahl gefülltblühender Sorten in den Handel.

Die ersten Versuche und Erfolge erzielte man in Belgien und Frankreich. N. Lémon erzielte 1824 'Edulis Superba'. Bei A. Miellez entstanden 'Festiva Maxima' (1851) und 'Mme. Calot' (1864).

Die weitere Züchtung der Pfingstrosen verlief in Frankreich auf zwei Wegen:

1. Jacques Calot erhielt die Sammlung des Comte de Cussy, züchtete eifrig damit weiter und erzielte besonders viele Sorten, die sehr bekannt geworden und zum Teil auch heute noch unentbehrlich sind, wie: 'Duchesse de Nemours' (1856), 'Pottsi Plena' (1857), 'Reine Hortense' (1857), 'Mlle Léonie Calot' (1861), 'Solfatare' (1861), 'Eugenie Verdier' (1864), 'Triomphe de l 'Exposition de Lille' (1865), 'Marie Lemoine' (1869), 'Couronne d'Or' (1873) .


Felix Crousse brachte - darauf aufbauend - ebenfalls zahlreiche Sorten heraus, von denen einige auch heute noch unentbehrlich sind, wie: 'Mme. Crousse' (1t66), 'Felix Crousse' (1881), 'Mme de Verneville' (1885), 'Avalanche' (1886), 'La Perle' (1886), 'Claire Dubois' (1:86), 'Mons. Jules Elie' (1888), 'Mlle. Desbuisson' (1893).


Victor Lemoine schaffte manche weitere interessante Sorte, wie: 'Mme. Emile Lemoine (1899), 'La France' (1904) 'Sarah Bernhardt (1906), Primevere (1907), 'Solange' (1907), 'Le Cygne' (1907).


Auguste Dessert war ebenfalls ein sehr erfolgreicher Züchter neuer Paeoniensorten. Er brachte eine große Zahl von Sorten heraus, zum Teil auch solche, die noch sein Onkel Mechin gezüchtet hatte.

Einige der bekanntesten Sorten seien nachfolgend aufgeführt, von denen manche auch heute noch große Bedeutung haben, wie: 'Adolphe Rousseau' (Dessert-Méchin, 1890), 'Mons. Martin Cahuzac' (1899), 'Mme. Jules Dessert' (1909), 'Pomponette' (1909), 'Laura Dessert' (1913), 'Victoire de la Marne' (1915).


Auch von der Firma Doriat + fils, die auf die Sorten von Dessert aufbauen konnte, wurden einige Sorten herausgegeben, von denen vor allem 'Inspecteur Lavergne' (1924) hervorzuheben ist.


In England brachte die Firma Kelway verschiedene wertvolle Sorten heraus, wie: 'Baroness Schroeder' (1889), 'Lady Alexandra Duff (1902), 'Birket Foster' (1909).

Nicht unerwähnt bleiben soll die wertvolle Sorte 'Bunker Hill' (Hollis., 1906).

Auch aus Holland kamen einige Sorten, die noch immer gerne verwendet werden, wie: 'Fokker' (Ruys, 1928).


In Deutschland befaßte sich damals vor allem die Firma Goos und Koenemann mit der Pfingstrosenzüchtung und konnte eine größere Zahl wertvoller Sorten herausbringen. Von den gefülltblühenden sind als Beispiele zu nennen: 'Straßburg' (1911), 'Wiesbaden' (1911), 'Biebrich' (1912), 'Lorch' (1913), 'St. Goar' (1919). Noch bedeutungsvoller waren allerdings die von dieser Firma gezüchteten einfachblühenden Sorten, die auch heute noch unentbehrlich sind, vie die in folgendem Abschnitt genannten.


Einfach blühende Sorten

Wie schon erwähnt, züchtete man in Japan "einfachblühende" Pfingstrosen. - Diese kamen ebenso bereits als Sorten nach Europa, wie die "gefülltblühenden" aus China. Zum kurzen Aufzeichnen des züchterischen Wegs der einfachblühenden Pfingstrosen sei auf nähere Unterteilung der Sorten hier zunächst verzichtet, also werden hier auch die "Japanischen", die "Anemonenblütigen" etc. mit integriert. - Diese Gruppen werden an anderer Stelle näher erläutert.

Eine Reihe von Sorten hat bereits sehr "japanisch klingende" Namen, was die Vermutung zuläßt, daß sie unter diesen nach Europa gebracht worden sind. Nähere Angaben, über Züchter und Züchtungs- bzw. Einführungsjähre waren nicht bzw. kaum zu finden. Dennoch sind einige Sorten wert hier genannt zu werden, nicht nur weil sie sehr schön sind sondern auch wegen ihres Namens (und dessen Übersetzung), wie: 'Akalu', 'Hinode - sekai' ("Aufgehende Sonne"), 'Kameno - kegoromo' ("Schildkrötengewand"), 'Kasane -jishi' ("Doppelter Löwe"), 'Meigetsuko' ("Mondstrahl"), 'Surugu' ("Blumenbewachsener Turm"), 'Zansetsu' ("Frühlingsschnee").

In Europa entstanden einige wichtige "einfachblühende" Sorten bei Dessert, in Frankreich, wie: 'Petite Renee' (1899), 'Clairette' (1905), 'Madelaine Gauthier' (1908), 'Torpilleur' (1913). Bei Kelway, in England, entstanden unter anderen folgende schöne und wichtige Sorten: 'King of England' (1902), 'Wilbur Wright' (1909); bei Hoogedoorn, in Holland, die zauberhafte Schönheit 'Bowl of Beauty' (1949), die natürlich nur bei so einer zusammenfassenden Betrachtung zu den "einfachblühenden" Sorten zu rechnen ist (vergl. auch andere Abschnitte).

Besonders wertvolle und schöne Sorten der einfachblühenden

Pfingstrosen erzielte die deutsche Firma Goos und Koenemann. Als Beispiel seien genannt: 'Holbein' (1910),' 'Murillo' C1910), 'Schwindt' (1910), 'Watteau' (1911), 'Angelika Kauffmann' (1912), 'Hogarth' (1912).


Sammlungen

Die große Sortenvielfalt, Färb- und Blutenform- Variationsbreite brachte es wohl mit sich, daß sich Botanische Gärten, Sichtungsgärten und Staudengärtner mit besonderer Zuneigung der Pfingstrosen annahmen.

Es entstanden große Sammlungen und Betriebe mit großen Sortimenten. So sind als Beispiele zu nennen: Der Botanische Garten in Aarhus, Dänemark mit ca. 275 Sorten (1951-56), um die sich Aksel Olsen, Kolding, Dänemark, besonders intensiv bemüht hat, der auch ein Ordnungssystem für die vielen Blutenformen erarbeitet hat, auf das noch einzugehen ist.

Auch im Staudensichtungsgarten Weihenstephan standen zur Zeit der ersten Paeonia - Sichtung ca. 240 Paeonia - Arten und -Sorten. Bei dem 1. Sichtungsabschluß (1/1968) konnten 35 Sorten bewertet werden, 120 mußten als entbehrlich bezeichnet, 77 zur weiteren Prüfung zurückgestellt werden.

Jahrzehnte langes Sammeln führte bei den Deutschen Staudenfirmen Otto, Nürtingen, Klose, Kassel - Lohfelden und Gräfin Zeppelin, Laufen, Eaden, zu riesigen, wirklich sehenswerten Sortimenten; auch einzelne eigene Paeonia - Züchtungen sind erfreulicherweise dort entstanden.


Die Sichtung der Pfingstrosen

Blütenformen der Edelpfingstrosen

Das riesige Sortiment, die große Formen - Variabilität der Blüten machten es zwangsläufig nötig, ein Ordnungssystem zu entwickeln.

Es ist Aksel Olsen, Kolding, Dänemark, zu verdanken, daß wir damals bei der ersten Sichtung die in Weihenstephan aufgepflanzten Sorten nach ihren Blütenformen ordnen konnten. Das ermöglicht gute Hinweise auch auf deren beste Verwendungsmöglichkeit. Das gleiche Prinzip wurde auch 1986 bei der Überprüfung des Standardsortiments und neuerer Sorten angewendet (13/1986), wobei es allerdings auch neueste Hybriden gibt, für die eine weitere Gruppe nötig wäre.


Die Einteilung nach Aksel Olsen wird durch die beigefügte Zeichnung veranschaulicht. In Anlehnung an diese kann man folgende Blütentypen unterscheiden:

A1

einfach; nur ein Kranz von Kronblättern (Petalen), Antheren funktionsfähig ('Dürer').

 

A2

einfach; meist zwei Kronblattkränze, Antheren funktionsfähig ('Schwindt').

A3

halbgefüllt; mehrere Kronblattkränze, lockerer Aufbau, funktionsfähige Antheren oft zwischen den vielgestaltigen Kronblättern eingestreut ('Adolph Rousseau').

B1

anemonenblütig; ein bis zwei Kronblattkränze, Antheren leicht verändert, zur Mitte gebogen, nur zum Teil funktionsfähig ("Japanischer Typ"; 'Surugu').

B2

anemonenblütig; ein bis zwei Kronblattkränze, Antheren verändert, meist nach außen gerichtet, oft bereits gelblich bis weißlich ("Japanischer Typ"; 'Hinode-sekai' ).

 

B3

anemonenblütig; gefüllt; ein bis zwei Kronblattkränze, Antheren kronblattartig verändert, zumeist farblich von den Kronblättern abgesetzt ('Philomele').

C1

flachgefüllt; Antheren vollkommen kronblattartig, Blüten oberseits abgeflacht ('Mme Jules Dessert').

C2

ballförmig gefüllt; wie Cl, jedoch nicht flache sondern rundliche Blütenform ('Therese').

C3

hochgefüllt (Haubenform); wie Cl und C2, jedoch stark gefüllte, nach eben überquellende Blüte ('Le Cygne').

Diese im Laufe der vielen Sichtungsjahre mehrfach erfaßten, in der Tabelle aufgeführten Blütentypzuordnungen der einzelnen Sorten stellen eine Art Gesamteindruck dar. Dies war nötig, da sich die Blütenform in Abhängigkeit von einigen Faktoren etwas verändert. Gewisse Abweichungen werden verursacht von: dem Alter der Pflanzen (Standjahre), dem Ernährungszustand (Boden, Düngung), und davon ob es sich um die ersten oder um die letzten Blüten eines Jahres (der selben Pflanze) handelt.

Ein wichtiges Kriterium bei der Sichtung war auch der geeignetste Verwendungsbereich. - Nun, die "Edelpfingstrosen" sind nicht nur typische Stauden des Lebensbereichs Beet (B), sondern auch ganz wertvolle "Leitstauden", also Stauden, die auf Grund ihrer Robnstheit, Ausdauer und durch ihre ornamentale Gestalt und Blütenvirkung eine BeetStaudenfläche bestimmend beeinflussen können.

Aber auch ein anderer Verwendungsbereich ist ohne Pfingstrosen nicht denkbar, nämlich die Schnittblumenkultur.

Entscheidend ist in jedem Fall die Haltung des Blütenstandes. Es galt also zu entscheiden, welche der Sorten infolge ihres gedrungenen Wuchses, ihrer straffen, aufrechten, mehr oder minder kurzen Stiele eine besondere Bedeutung in Staudenpflanzungen - auch des öffentlichen Grüns - haben, und welche durch lange aber möglichst standfeste Stiele und besondere Blütenformen und -farben im Schnittblumenmarkt großen Anklang finden.

Bei den in der Tabelle aufgeführten Sorten, die im Rahmen der Überprüfung des Sortiments (13/1986) in das Standardsortiment aufgenommen wurden, sind daher nicht nur die wichtigsten Eigenschaften genannt, sondern auch auf den vorwiegenden Verwendungsbereich hingewiesen; es bedeuten: "B" = besonders für Beetstaudenpflanzungen, "S" = besonders zur Schnittblumenkultur geeignet.

Natürlich besagt dies nicht, daß eine Sorte nicht auch in dem anderen Bereich verwendbar ist.

Eine weitere Tabelle enthält eine Übersicht der Sorten nach ihrer Blütenform einerseits und nach ihrer Farbe (Farbgruppe) andererseits. Die Farben wurden bereits bei der ersten Sichtung (1968) durch Nebeneinanderlegen der Blüten aller damals vorhanden gewesenen Sorten - unter Einordnung vom tiefsten Rot über alle roten und rosa Töne bis hin zum reinen Weiß - geordnet und bestimmt. Außerdem konnten auch die Farbwerte nach dem damals gebräuchlichen Pflanzenfarben - Atlas von Prof. Dr. E. Biesalski festgehalten werden.

Selbstverständlich mußte dabei auf gleiches Alter der Pflanzen, gleiches Aufblühstadium etc. geachtet werden und auf all das, was bei Farbbestimmungen dieser Art erforderlich ist.


Boden, Düngung und Pflege

Die Edelpfingstrosen, Paeonia lactiflora - Sorten, benötigen einen lehmigen aber tiefgründig lockeren, humosen Boden mit stabiler Struktur und ausreichendem Porenvolumen, der nährstoffreich und genügend wasserhaltend, jedoch nicht staunaß ist, etwas kalkhaltig ist aber im pH - Bereich von ca. 6 bis 6,5 liegt.

Neben einer tiefgründigen Lockerung (2 Spaten tief; bei Schnittstaudenkulturen mit dem Untergrundlockerer) ist deshalb bei der Bodenvorbereitung auch für einen ausreichenden Humusgehalt zu sorgen, am besten durch verrotteten Stallmist (20-25 Liter/m2).

Auch hinsichtlich des Nährstoffgehalts sollte der Boden (bei Bedarf) aufgebessert werden.

GANSELMEIER UND HENSELER geben (Seite 360) als zweckmäßigen Nährstoffgehalt für Schnitt - Paeonien - Kulturen (LUFA -Methode; mg/l00 g Boden) an:

35 - 40 mg P20S,

40 - 50 mg K20,

18 - 25 mg MgO,

10 mg lösliches N.

Ist den Pfingstrosen ein guter Boden geboten, und wird durch gelegentliche Zufuhr von Humus und durch jährliche Düngung mit ca. 100 - 150 g / m2 eines Volldüngers (ca. 60% bei Austrieb, 40% bei Blühende) für Ersatz des Nährstoffentzugs gesorgt, so sind diese Pflanzen regelrechte Dauerstauden.

Dies vor allem weil sie auch beträchtlich winterhart sind und - abgesehen vom 1. (evtl. auch 2.) Winter nach dem Pflanzen -keinen Winterschutz erfordern.

Dabei ist jedoch zu beachten, daß der Dünger nicht zu Stickstoff reich (im Verhältnis zu Phosphat und Kali) ist, da sonst die Standfestigkeit der Stiele darunter leidet und auch die Knospen und andere Pflanzenteile, insbesondere bei regenreichem Frühjahrs- / Vorsommer - Wetter, vom Grauschimmel (Botrytis) befallen werden.

Bei der Verwendung in Staudenpflanzungen sind diese und andere Krankheiten (Phytophthora, Septoria, Rost) sowie die Schädlinge (Blattälchen, Wurzelgallenälchen, Virus) von geringerer Bedeutung als bei Schnittstaudenkulturen. Bei letzteren sind entsprechende Pflanzenschutzmaßnahmen zu beachten, siehe Spezial - Literatur.

Diese Pfingstrosen brauchen zwar, je nach Sorte, vom Pflanzen bis zur Entwicklung ihrer vollen Leistungsfähigkeit 2-3-4 Jahre, können dann aber ohne verpflanzt zu werden, 15 bis 20 Jahre (teils länger) am gleichen Platz stehen und bringen Jahr für Jahr große Blütenfüllen.

Als vorteilhaft erwies sich, regelmäßiges flaches Lockern des Bodens, insbesondere nach starken, die Bodenoberfläche verschlammenden Regenfällen. Ebenso vor dem Wintereinbruch.

Bewässerung ist bei gut wasserhaltenden Böden im allgemeinen nicht erforderlich.

Das Pflanzen der Paeonien sollte möglichst ab Mitte September bis Mitte Oktober erfolgen, also in der Zeit ihrer Wurzel -Regeneration. Hierbei kommt es auf die richtige Pflanztiefe an; die Basis der Austriebsknospen sollte nur etwa 5 cm unter dem Boden - Niveau liegen, auch nach dem Absetzen des Bodens.

Pfingstrosen leiden bei Neupflanzung nach langjährigem Bestand unter Bodenmüdigkeit!.


Paeonia officinalis L. (Bauerngarten - Pfingstrose)

Auch diese Pfingstrose gehört zu den alten Kulturpflanzen. THOMAS nennt 1548 als Einführungsjahr.

Die recht variable Art kommt von Portugal und Spanien über Frankreich, die Schweiz, Italien, Österreich, bis nach Jugoslavien, Albanien vor, vorwiegend jedoch im Südalpenbereich. Hierbei bevorzugt sie Flaumeichen - Gebüsche.

Es handelt sich um eine ca. 30 bis 60 cm hohe Staude mit grossen, in 15 bis 30 eiförmig - lanzettliche Abschnitte unterteilten, unterseits flaumig behaarten Blättern. Ihre 6 - 12 cm großen, roten Blüten haben rote Staubfäden, ihre 2 bis 3 Fruchblätter sind wellig behaart.

In neuerer Literatur werden zwei Unterarten angegeben, die sich der Beschreibung nach nur wenig unterscheiden:

1. P. officinalis ssp. officinalis mit größeren Blattabschnitten (8-11 cm lang / 1,5-2,5 cm breit), die zudem etwas dichter behaart sind, als bei der zweiten Unterart.

2. P. officinalis ssp. humilis (Retz.) Cull. et Heyw. mit kleineren Blartarschnitten (4-6 cm lang / 1-2 cm breit); unterseits weichhaarig (nach: JELITTO / SCHACHT / FESSLER, S. 446).

Diese Art kann, wie in der Natur, unter warmen, sonnigen bis halbschattigen, bodenfrischen Standortsituationen des Lebensbereichs Gehölz - Rand (GR2, so) und ebenso im Lebensbereich Freiflächen (Fr2) verwendet werden.

Viel bedeutungsvoller sind jedoch die als Bauerngarten -Pfingstrosen bekannten Sorten, von denen die bei der Sichtung bewerteten drei bekanntesten:

P. officinalis 'Rubra Plena'

P. officinalis 'Rosea Plena'

P. officinalis 'Alba Plena' mit ihren Daten in der Tabelle aufgeführt sind.

Es handelt sich um ausgesprochene Beetstauden, mit gleichen Ansprüchen und Verwendungsmöglichkeiten wie bei Paeonia lactiflora - Sorten. Entscheidende Unterschiede sind nicht nur in dem Blattwerk und in den Wurzelknollen zu sehen, sondern auch in der Blütezeit.

Die Blätter dieser drei P. officinalis - Sorten sind viel stärker und feiner aufgeteilt, die Wurzelknollen sind viel schlanker, feiner aufgeteilt, aus dem Wurzelstock können leichter Adventivknospen entstehen, daher ist ein stärkeres Aufteilen als bei den Edelpfingstrosen möglich. Die Blütezeit dieser Paeonia officinalis - Sorten liegt deutlich früher (in Weihenstephan zumeist um die Pfingstzeit) als jene der Edelpfingstrosen (zumeist um Fronleichnam).

Außerdem gibt es noch weitere gefülltblühende Sorten, wie 'Mutabilis', rosa, schöner als 'Rosea Plena'.

Zauberhaft schön sind die einfachblühenden Sorten, die bei der Sichtung zur Weiterprüfung zurückgestellt werden mußten und von denen daher nur einige als Beispiele genannt seien:

'China Rose', 80 - 100 cm, leuchtend lachsrot, 'Crimson Globe', 60 - 80 cm, leuchtend karminrot, 'J.C. Weguelin', 80 cm, großblumig, karminrot.

Hierzu werden auch die nur ca. 30 cm hohe 'Anemonaeflora Rosea', mit einfachen, rosa Blüten, und die ca. 40 - 50 cm hohe 'Anemonaeflora Aurea - Ligulata', mit einfachen, roten Blüten und etwas verbänderten goldgelben Staubgefäßen gerechnet.


Verwendung

Wie bei den Edelpfingstrosen, so wird auch bei den Paeonia officinalis - Sorten die Auswahl etwas vom Wetterablauf in der Blütezeit beeinflußt. - Die zum Teil ja sehr dicht gefüllten Blumen halten zwischen ihren Blütenblättern sehr viel Regenwasser fest, werden schwer, so daß sie von den Stielen nicht mehr aufrecht getragen werden können und sich an diesen dann bis zum Boden herunter neigen. Daher ist in Gebieten mit regenreichen Frühjahrs- / Vorsommermonaten darauf zu achten, möglichst standfeste Sorten zu wählen. Bei den Edelpfingstrosen ist die Auswahl auch unter den gefülltblühenden möglich. Die eingangs erwähnten drei typischen Bauerngartenpfingstrosen neigen leider bei Regenwetter ihre Blüten stark zum Boden. Hier sind für derartige Gebiete die einfachen Sorten vorzuziehen.

Auch bei den Edelpfingstrosen sind die einfachblühenden bei weitem standfester, da ja das Regenwasser ablaufen kann, nicht festgehalten wird.

Noch ein weiterer Unterschied sei kurz erwähnt: Die Haltbarkeit der Blüten vieler Schnittsorten der Paeonia lactiflora - Gruppe ist bedeutend besser als jene der Bauerngartenpfingstrosen. Außerdem haben erstere oft einen angenehmen Duft, letztere weniger.


Weitere Paeonia — Arten

Außer den genannten Arten gibt es noch eine Reihe weiterer interessanter Paeonia - Arten. Ein Teil davon konnte bereits gesichtet werden, diese sind jedoch zumeist anderen Lebensbereichen zugeordnet worden und erscheinen also in den dafür erstellten Tabellen.

Hier seien sie jedoch, wegen einer besseren Überschaubarkeit, mit aufgeführt und kurz beschrieben:


Lebensbereich Gehölz - Rand (GR)


Paeonia pereqrina Mill. (P. lobata Desf.; P. decora G. Anders.) (Officinalis - Gruppe); Lebensbereich: GR2 so / Fr2; Bewertung: Li; Von Italien bis zum Balkan heimisch, seit 1629 bekannt; ca. 70 - 100 cm hoch, glänzendgrünes Laub, aufrechtstehende Blüten, ca. 8-10 cm, tiefkarminrot; Mai bis Juni. Einige interessante, einfachblühende, lachs- bis orangelachs-rote Sorten sind sehr schön, konnten noch nicht abschließend beurteilt werden, wie: 'Fire King', 'Otto Froebel', 'Sunshine', 'Sunbeam'.

Paeonia veitchii var. woodwardii (Stapf) F.C. Stern. (Anomala - Gruppe): Lebensbereich: GR1_2, so-hs; Bewertung: Li. NW - China; ca 30 cm, rosa, Mai; lehmhaltiger, frischer Boden.

Paeonia wittmanniana Hartwiss ex Lindl. (P. tomentosa Stapf), (Wittmanniana - Gruppe); Lebensbereich: GRa, so-hs /absonniger Steingarten; Bewertung: Li; Eine im Nordwest - Kaukasus beheimatete, bereits 1842 in Kultur genommene, etwa 70 - 90 cm hohe Art mit einfach- bis doppelt dreigelappten Blättern. Ihre zumeist mit 7 Petalen ausgestatteten, einstieligen Blüten sind im Aufblühen gelb, hellen bis zum Verblühen nach Weiß auf.

Ihre Staubgefäße sind rot, ihre Staubbeutel orangegelb, ihre Fruchtblätter filzig behaart.

Paeonia wittmannlans var. nudicarpa Schipcz., aus dem Westkaukasus, hat cremegelbe Blüten; ihre Fruchtblätter sind jedoch glatt, nicht filzig behaart, wie bei der Art.


Lebensbereich Freiflächen (Fr)

Paeonia mascula (L.) Mill. (P. corallina Retz.) (Officinalis - Gruppe) Lebensbereich: Fr1-2; Bewertung: Li; Südliches Europa, Nordafrika, Kaukasus; Gebüsche und Wälder; Variable Art, lange in Kultur; 50/80 cm hoch; ganzrandige Blättchen, unterseits flaumig behaart; Blüten 8-12 cm, rot, Fruchtblätter flaumig behaart.

Paeonia mascula ssp. arietina (G. Anders.) Cull. et Heyw. (P. arietina G. Anders.) Osteuropa und Kleinasien; die hierzu zählende Sorte 'Northern Glory' ca. 60/100 cm hoch, hat schönes, stärker aufgeteiltes Laub und herrliche karminrote Blüten, im Mai. Sie wurde mit Li bewertet und dem Lebensbereich Fr1-2 / GR1-2, so, zugeordnet.

Paeonia mlokosewitschii Lomak. (Wittmanniana - Gruppe); Lebensbereich: Fr1-2 / GR1-2, so; Bewertung: Li; Kaukasus; 50 / 70-50 cm hoch; Blätter bläulichgrün; meist 8 rundliche mittelgroße; hellgelbe Petalen (Farbe intensiver als bei P. wittmanniana Hartwiss), Staubfäden gelb; Mai - Juni. Zauberhafte, aber schwer vermehrbare, nicht immer echt im Handel erhältliche Art.

Paeonia tenuifolia L. (Netzblatt - Pfingstrose)(Anomala - Gruppe); Lebensbereich: SH / FS; Bewertung: w; Südosteuropa, Kleinesien, Kaukasus; 1594; vor allem auf Trockenwiesen; ca. 50 cm hohe, unverzweigte Stengel mit feinen, "farnartig" zerteilten Blättern, deren Einzelteilchen nur ca. 1 -1,5 mm breit und ungemein zierlich sind, oberseits kahl, unterseits leicht behaart. Die Blüten sind 5 - 7 cm groß, haben ca. 8 rote Petalen, gelbe Staubgefäße, braun behaarte

Fruchtblätter; Mai - Juni.

Es gibt davon einige interessante Sorten; von denen bisher nur eine bewertet wurde, nämlich:

P. tenuifolia 'Plena' (1765):

Bewertung: Li; Lebensbereich SH /FS; ca. 40 cm hoch, Blüten ca. 5-7 cm, dunkelblutrot, stark gefüllt, länger haltend als bei einfachblühenden Sorten; Mai - Juni.

Sehr wirkungsvoll ist auch die einfachblühende Sorte 'Rosea'.

'Latifolia' ist besonders wüchsig, hat einfache rote Blüten, aber Blätter, deren Abschnitte deutlich breiter (ca. 5 mm) sind, so daß der Verdacht nahe liegt, es könnte sich um eine Hybride handeln, wie die nachfolgend genannte, der sie sehr ähnlich sieht.

Paeonia x smouthii hort. (P. laciniata); (1843); Diese 60 - 80 cm hohe Pfingstrose wird gewöhnlich als Hybride von Paeonia tenuifolia L. x Paeonia lactiflora - Sorten hingestellt, da sie mit ihrem feinzerteiltem Blattwerk zwischen den Blättern dieser beiden zu liegen scheint, wenn auch der P. tenuifolia doch näher. Genaue Angaben waren ebensowenig zu finden, wie bei der mit ihr verwechselbar ähnlichen (oder identischen?) P. tenuifolia 'Latifolia'. Sie ist sehr wüchsig, reich- und lange blühend (Mai - Juni), hat einfache, rote Blüten.


Paeonia - Hybriden

1. "Wittmanniana - Hybriden"

Die meisten Sorten der "Edelpfingstrosen" sind auf Paeonia lactiflora Pall. zurückzuführen, besser gesagt, auf die aus China und Japan eingeführten Abkömmlinge dieser Art; sie können also als Paeonie lactiflora - Sorten bezeichnet werden.

Aber es gibt auch Hybriden dieser Art bzw. ihrer Sorten mit anderen Arten.

So hat bereits Victor Lemoine Paeonia wittmanniana Hartwiss ex Lindl. bzw. deren Varietät P. wittmanniana var. nudicarpa Schipcz. in P. lactiflora - Sorten eingekreuzt.

Als Ergebnisse dieser Züchtung sind zauberhafte Sorten entstanden, die als "Wittmanniana - Hybriden" bezeichnet werden, und hinsichtlich ihrer Verwendung auch dieser Art näher kommen als dem zweiten Elternteil, Paeonia lactiflora Pall. bzw. deren Sorten.

Die "Wittmanniana - Hybriden" sind wüchsige, ca. 70 bis 100 cm hohe Stauden mit sehr großem, relativ weichem, oft mehr hellgrünem Laub, was bereits auf ihre gute Verwendbarkeit im Lebensbereich Gehölz (G) bzw. Gehölz - Rand (GR) unter halbschattigen, bodenfrischen bis trockeneren Standortverhältnissen hinweist.

Wertvolle Beispiele sind:

'Le Printemps' (1905) (P. Wittmanniana Hartwiss x P. lactiflora - Sorten) Ca. 80 cm hoch, großblumig, rahmfarben bis blaßgelb, gelbliche Adern, Mai.

'Mai Fleuri' (Lemoine, 1905) (P. Wittmanniana var. nudicarpa Schipcz. x P. lactiflora - Sorten). Ca. 60 - 80 cm hoch, großblumig, cremefarben, rosa übertönt, Mai.

'Messagere'(P. Wittmanniana Hartwiss x P. lactiflora - Sorte). Ca. 80 cm hoch, großblumig, hell - rahmfarben, Mai.

'Maikönigin' (P. Wittmanniana Hartw. x P. peregrina Mill. ). Ca. 70 cm hoch, zrahmfarben mit rosa Tönung.


2.Hybriden verschiedener Ausgangsarten

Sieht man von einigen Züchtungsversuchen in Europa ab, so sind es vor allem die Paeonia - Kreuzungen von Dr. A.P. Saunders in Amerika, die uns eine große Zahl wertvoller und besonders

schöner Hybriden gebracht haben. Er und seine Nachfolger haben neben Paeonia lactiflora - Sorten auch eine Reihe von Arten verwendet, wie: Paeonia officinalis L. und -Sorten, P. mlokosewitschii Lomak., P. macrophylla (Alboff) Lomak., P. wittmanniana Hartwiss. P. tenuifolia L., P. peregrina Mill., P. coriacea Boiss. u.a..

Was dabei an Sortenschönheit, Blütenform- und Färb- Variationsbreite herauskam, übertrifft manche Erwartung, zumal das Paeonia - Sortiment ohnehin schon so vielgestaltig ist.

Nur wenige der Sorten haben größeren Eingang in die Anzuchtbetriebe gefunden, zumal deren Vermehrung zum Teil wenig ergiebig ist und daher ihr Preis nicht gering sein kann.

Wenn ein Teil dieser Sorten bei der Sichtung dennoch besprochen und vorläufig mit "Li" bewertet wurde, so sollte damit ein gewisser Anreiz zur vermehrten Aufnahme und Vermehrung dieser zauberhaften Sorten gegeben werden. Sicher ist, daß mancher Verwender dafür gerne auch einen entsprechenden Preis bezahlen wird, nur um sie, die rasch zu "Lieblingen" werden dürften, zu erhalten. Die bei der Sichtung mit "Li" bewerteten hybriden Sorten sind in der Tabelle enthalten.


Die Paeonia in der Legende:

Zum Schluß sei noch kurz erwähnt, wie die Pfingstrose zu dem Namen Paeonia gekommen sein soll.

Nach der Mythologie hat Paeon (ein Schüler Aeskulaps, des Gottes der Heilkunde) diese Pflanze von Letho (der Mutter Appolls) erhalten.

Als Hades (Pluton) im Trojanischen Krieg von Herakles verwundet wurde, heilte ihn Paeon mit dieser Blume. Gleiches glückte ihm auch bei Ares (Mars), dem Kriegsgott.

Aeskulap war eifersüchtig auf Paeon und verursachte dessen Tod.

Doch Hades erwies Paeon gegenüber dadurch seine Dankbarkeit für die Heilung, da? er ihn in diese Blume verwandelte, die fortan auch dessen Namen trug.

Es erscheint sicher, daß sowohl Paeonia officinalis L., als auch Paeonia lactiflora Pall. zuerst als Heilpflanzen Eingang in die Gärten fanden und dann erst später als Zierpflanzen.


Paeonia - Sortiment (link zur Tabelle)

Spalten:

1

Art l Sorte

 

 

2

Bewertung (13/86)

 

 

3

vorwiegend verwenden in \ zusätzlich

 

 

4

Pfl. pro- Gruppe/ Pfl.- Abstand

1-3/ 80-100

 

5

Höhe (cm)

80

 

6

Blütezeit (Juni) Gruppe

 

 

7

Blütenfarbe

 

 

8

Blütenform

 

 

9

Bemerkungen

 

Paeonia lactiflora - Gefülltblühende Sorten

Paeonia lactiflora Einfachblühende Sorten

Paeonia officinalis Gefülltblühende Sorten

Paeonia-Hybriden

Li = Liebhabersorte, * / ** gut /sehr wertvoll


link zur Tabelle