Claudia Vierle : Camillo Schneider - Kapitel 10

10. 1946-1951: Letzte Lebensjahre

Nach dem Kriegsende stellte Schneider

„sich der DLG (Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft, Anm. d. Verf.) zur Verfügung in den Arbeitskreisen Nomenklatur, Fachschrifttum, Baumschulen und Bodenbearbeitung, gab im Verlag Ulmer eine Schrift heraus über Hecken und verfaßte zwei Bücher über Zwerggehölze und über Laubgehölze, die demnächst im gleichen Verlag erscheinen werden. Für den Gartenverlag schrieb er ein Buch über Einjahrs-blumen im Kleingarten...(posthumes Erscheinen). Daneben arbeitete er regelmäßig mit an einer Reihe von Fachzeitschriften Deutschlands, der Schweiz und Amerikas, bis ihn ein Gehirnschlag auf das Krankenlager warf, von dem er nach fünf Wochen seinen letzten Weg antreten sollte. " [Anm.#268: R. Zander 1951: Camillo Schneider zum Gedächtnis. Neue Berliner Gärtner-Börse, Nr. 3/4, 6.]

1945 und in den folgenden Jahren waren zunächst keine Vereinstätigkeit noch irgendwelche Publikationen möglich. Erst zwei Jahre später, 1947, wurde von der neuentstandenen Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ein „Arbeitsausschuß für Dendrologie" unter der Leitung von C. Schneider gebildet [Anm.#269: J. Wacker 1986: Camillo Schneider-Zur Erinnerung (Manuskript). Mahlow.], in dem er uneigennützig mitarbeitete.

„Dieser Ausschuß wurde im Jahre 1947 im Rahmen der 1946 neu entstandenen, inzwischen in die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften überführten Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (Ost) unter Schneiders maßgeblicher Beteiligung geschaffen. " [Anm.#270: G. Pniower 1953: Gehölzkunde und Landeskultur. Leipzig/Jena. 79.]

Schneider „stellte sich für alle neu entstehenden, mittellosen Arbeitskreise beratend und schaffend zur Verfügung," so dem Nomenklaturausschuß, wie schon die Jahrzehnte davor, den Baumschulen, dem Ausschuß für Fachschrifttum, dem Arbeitskreis für Bodenpflege und „wohin man ihn sonst berief. [Anm.#271: R. Zander 1951: Camillo Schneider (Nachruf). Garten und Landschaft, 61. Jg., H. 2, 13. ]

Seit 1949 war Schneider Mitglied der Rhododendron-Gesellschaft. [Anm.#272: K. G. Hartwig 1952: Camillo Schneider (Nachruf). Rhododendron und Immergrüne Laubgehölze (Jahrbuch der Rhododendrongesellschaft), 7-8. ] Viele der neu-bzw. wiedergegründeten Pflanzengesellschaften ernannten ihn zum Ehrenmitglied: so wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst [Anm.#273: R. Zander 1951: Camillo Schneider (Nachruf). Garten und Landschaft, 61. Jg., H. 2, 12-13.] und der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft [Anm.#274: Kurz vor seinem Tod wurde ihm Ende 1950 diese Ehre zuteil (Mitteilungen der D.D.G., Nr. 56, 6).] ernannt. Diese Ehrung wurde Schneider ebenfalls von Pflanzengesellschaften in Amerika und der Schweiz zuteil. [Anm.#275: R. Zander 1951: Camillo Schneider zum Gedächtnis. Neue Berliner Gärtner-Börse, Nr. 3/4, 6.]



Kleingartenplan. A Wohnlaube (1), Kochstelle (2), Wohnraum (3), Gerätekammer (4) und Klosett (5). B Hühnerstall (6) und Auslaut C, mit .Birnenhalbstamm (7). D Kompostplatz mit Jauchefaß (8), den Komposthaufen (9—10). dem Beet mit Rhabarber (11) und dem Raum Kr Frühbeete (12). Hecke aus Kornelkirschen (13). E Platz mit Wasserbassin (H). Hecke (15) und Sandspielplatz (16) mit Spieltisch (d) (17) Rasenplatz mit Süßkirschenbaum (18) und l'lattenweg (19) längs der Staudenrabattc (20) mit dem Steinbeet (21). (22) Himbeerspalier. F Gemüsegarten mit den Beeten (23—37).' G Obstrabatte mit hochstämmigen Johannisbeeren (38) und Stachelbeeren (39). (40) Hecke. (41) zweiarmige Apfelkordons. (42) Pfirsich-Spalier. (43—44) Vcrrierepalmctten von Äpfeln und Birnen. (45) Fliedergruppe.

Abb. 22: Plan eines Schrebergartens mit Komposthaufen von C. Schneider [Anm.#276: Aus C. Schneider: Wie legen wir einen Komposthaufen an? N.N. o.J.: Unser Garten (Gartenkalender). Gartenverlag GmbH Berlin-Kleinmachnow. 61. ]

Doch waren diese Tätigkeiten in den Vereinen und die verschiedenen Ehrungen mit keinen pekuniären Zuwendungen verbunden. Daher versuchte er, wieder als Gartenbauschriftsteller Fuß zu fassen. Aber es war schwierig, während der Besatzungszeit überhaupt einen Verlag zu finden, der publizieren durfte und konnte. Seine Artikel in den dünnen, ab 1947 erscheinenden Gartenbauzeitschriften brachten nur wenig ein. Wegen seines Bekanntheitsgrades unter den Gartenbauern gelang es ihm, zwei Publikationsmöglichkeiten für Gartenbaubücher zu finden. In kurzer Zeit erarbeitete er Manuskripte zu Schrebergärten, Hecken, Annuellen und über Kompostwirtschaft [Anm.#277: s. C. Schneider 1948: Wie lege ich meinen Selbstversorger-Garten nutzbringend an. Berlin; - 1949: Kompost-Fibel für Gartenfreunde. Naturkundliche Korrespondenz. Berlin-Kleinmachnow; - 1950: Hecken im Garten. Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau, Heft Nr. 77. Stuttgart; -1951: Einjahrsblumen für den Kleingarten. Berlin.].

Publiziert wurden schließlich mehrere dünne Heftchen mit wenigen Abbildungen, was für Schneider höchst unbefriedigend gewesen sein muß. Doch in diesen Zeiten waren weder besseres Papier noch eine bessere Druckqualität möglich. Die Rezensionen dieser Hefte waren durchaus positiv, doch keineswegs so enthusiastisch wie früher, wie z. B. zu Zeiten der „Bücher der Gartenschönheit". Schneider bot nichts Neues in diesen Schriften und konnte auch nicht sein Geschick, Bücher mit besonderer Ausstattung zu schaffen, entfalten, da dazu einfach die Mittel fehlten. Deswegen plagten ihn bis zu seinem Tod finanzielle Sorgen. Er und seine Frau Margot schafften es zwar, sich in recht bescheidenen Verhältnissen einigermaßen einzurichten, doch als ihn ein schwerer Gehirnschlag traf, fehlte das Geld für eine gute ärztliche Versorgung, [Anm.#278: J. Anliker 1951: Camillo Karl Schneider (Nachruf). Schweizerische Beiträge zur Dendrologie, H. 3, 48-52.] und die jahrelange Mangelernährung forderte ihren Tribut. Nach mehreren Wochen Bettlägerigkeit starb er am Nachmittag des 5. Januar 1951 an den Folgen dieses Gehirnschlags in Berlin-Schönefeld [Anm.#279: J. Wacker 1986: Camillo Schneider - Zur Erinnerung (Manuskript). Mahlow. ].

„Am Sonnabend, dem 13. Januar, fand im Krematorium Wilmersdorf die Trauerfeierfür Camillo Schneider statt..." [Anm.#280: R. Zander 1951: Camillo Schneider zum Gedächtnis. Neue Berliner Gärtner-Börse, Nr. 3/4, 6.]

Wenn er, der immer Hilfsbereite, durch die Mißgunst der Verhältnisse seit dem Umsturz unschuldig in bedrängte Lage kam, so sei dies ein Mahnmalßr den Beruf, Mittel und Wege zu finden, daß die Nachwelt nicht böse über uns urteilt, den treue-sten Gliedern des Berufs die Hilfe in der Not versagt zu haben. " [Anm.#281: Ebd.Camillo Schneider als Erneuerer der Gartenkunst 73 ]

[Kapitel 11]