Berendes (1902) Kommentar zu Dioskorides: Arzneimittellehre.
Übersetzt von J. Behrendes.
Ferdinand Enke Verlag, Stutgart 1902.
Paeonia
Die Synonyma:
Pentoboron : mit fünf Erbsen (Samen)
Orobelion:
vielleicht an den Berg geworfen
Orobax: am Berg
schreitend
Haimagogon: Blut abführend
Menogeneion:
Halbmond bildend
Menion: Halbmond
Panthikeraton: Allgöttliches
Horn
idäische Daktylen: Die Wurzeln, idäische Finger,
vom Berg Ida. Idäische Daktylen heissen bei den Griechen die
Diener der Kybele, der Personification der mütterlichen Natur,
phrygische Dämonen, die späteren Kureten und Korybanten;
sie sollen die Pflanze zuerst cultivirt und die Wurzeln verwandt
haben
Aglaophotis: Die herrlich Leuchtende
Theodonion:
Gottesgeschenk
Selenion: Halbmond
Selenogonon: Zum Halbmond
geworden
Casta: Die Keusche
Den Namen hat die Pflanze vom Götterarzte Paion
oder Päan (Homer, Ilias V 401, 900), der sie zuerst gefunden und
den Pluto damit geheilt haben soll.
D. hat zwei Arten, die
männliche ist nach Fraas Paeonia corallina (Ranunculaceae),
Korallengichtrose, welche am häufigsten in Griechenland und zwar
auf Waldblössen mit humusreichem Boden an den höchsten
Bergen vorkommt, die weibliche Paeonia
officinalis, Gichtrose.
Sprengel bestimmt gerade umgekehrt.
Theophrast (Hist. pl. IX 8, 6) kennt nur eine Art. Es
ist eine der Pflanzen, bei denen der Humbug der Pharmakopolen eine
Rolle spielt. Es heisst nämlich, beim Graben der Päonie
müsse man sich hüten, vom Specht gesehen zu werden, sonst
drohe den
Augen Gefahr und man bekomme Mastdarmvorfall.
Gebraucht wurden früher die Wurzeln, Blüthen
und Samen. Die Wurzeln enthalten frisch ein scharfes Princip, welches
sich beim Trocknen verliert. Die Samen finden noch Anwendung als
Volksmittel zu Zahnhalsbädern für Kinder und bei Epilepsie
(sympathtisches Mittel).
Berendes, 1902