Danert, Siegfried Paeoniaceae in: Urania Pflanzenreich in 3 Bänden,

Band Höhere Pflanzen 1, Siegfried Danert, Franz Fukarek, Peter Hanelt, Johannes Helm, Joachim Kruse, Christian O. Lehmann, Jürgen Schultze-Motel Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin, 2. Auflage 1975 Paeonia pp. 350-351, Farbbilder 84 und 85

of the titles by Dr. Carsten Burkhardt, Kolkwitz 2001

84 Paeonia anomala (Fam. Paeoniaceae), die wie viele Paeonienarten in lichten Wäldern (montaner Lärchenwald in der Mongolischen Volksrepublik) verbreitet sind. Paeonia anomala (Fam. Paeoniaceae), which is like many other peony-species widespread in light forests (montane Larix-forest in the Mongolian Peoples Repuplic)

85 Samen von Paeonia mascula (Fam. Paeoniaceae), die durch Vögel verbreitet werden. Die roten „Schausamen“ sind steril und nur die prallen blauen Samen keimfähig. Seeds of Paeonia mascula (Fam. Paeoniaceae), which are disseminated by birds. The red „show-seeds“ are sterile, only the large bluish seeds are fertile


Familie Pfingstrosengewächse, Paeoniaceae

Nur die Gattung Paeonia, die mit 33 Arten in den gemäßigten Breiten der nördlichen Halbkugel vorkommt, bildet diese Familie. Die Pfingstrosen sind Rhizompflanzen mit oft stark verdickten Speicherwurzeln oder Halbsträucher, die man an sonnigen Hängen in Gebirgs-Hochstaudenfluren oder in lichten Wäldern verbreitet antrifft. Die etwas lederig-fleischigen Blätter sind mehrfach dreizählig gelappt oder stark gefiedert. Die meist einzeln stehenden roten, gelben, weißen oder rosafarbenen Blüten erreichen einen Durchmesser von 8 bis 15 cm (siehe Farbbild 84).

Auf etwa 5 Kelchblätter, die auch zur Fruchtzeit erhalten bleiben, folgen 5 bis 10 Blütenblätter. Eine sehr große Zahl von Staubblättern und 3 bis 5 sich frei entwickelnde Fruchtblätter, die sich zur Reifezeit an der Bauchnaht öffnen (Balgfrüchte), waren die wichtigsten Kriterien für die Einordnung der Gattung Paeonia bei den Hahnenfußgewächsen. Die Entstehungsfolge der Staubblätter ist aber grundsätzlich anders. Bei den Ranunculaceen werden in der jungen Blütenknospe zuerst die äußeren Staubblätter sichtbar, auf die kontinuierlich die weiter innen liegenden folgen (zentripetale Anlegung). Beiden Paeonien können in einer jungen Blütenknospe 5 breite Aufwölbungen festgestellt werden, die anschließend eine größere Zahl von Staubblättern hervorbringen. Zuerst sind die inneren Staubblätter erkennbar, und anschließend differenzieren sich die weiter außen stehenden (zentrifugale Anlegung). Im weiteren Verlauf der Entwicklung können die zeitlichen Unterschiede bei der Entstehung der Staubblätter aber völlig ausgeglichen werden, so daß sich alle Staubbeutel fast gleichzeitig öffnen oder die außenstehenden sogar zuerst den Pollen entlassen. Diese für die Gattung Paeonia geschilderte Anlegung der Staubblätter ist auch für die gesamte Ordnung der Guttiferales charakteristisch.

In der Chromosomenzahl unterscheiden sich die Paeonien ebenfalls wesentlich von den Hahnenfußgewächsen, bei denen als Basiszahlen n = 7 oder n = 8 ermittelt worden sind, während alle Paeonien, deren Chromosomen sich zudem durch eine auffallende Größe auszeichnen, die Basiszahl n = 5 besitzen.

Femer ist im Gegensatz zu den Ranunculaceen ein Diskus zwischen Staubblätter und Fruchtblätter eingeschaltet, eine ringförmige Wucherung, die normalerweise Nektar abgibt, doch ist bei Paeonien eine Nektarbildung nicht nachgewiesen. Die äußeren Teile dieses Ringes, der als Achsenstruktur gedeutet wird, überwuchern die am weitesten innen liegenden Staubblattanlagen. Diese sterben ab, doch wird aus ihren Leitbündeln ein zuckerhaltiger Saft ausgeschieden, der somit am äußeren Diskusrand den Bestäubern als Nahrungsquelle zur Verfügung steht.

Die sich an der Bauchnaht öffnenden Balgfrüchte geben größere, meist intensiv gefärbte Samen frei. Besonders auffallend sind die Samen von Paeonia mascula (früher auch unter dem Namen Paeonia corallina bekannt). Rotgefärbte, etwas deformierte sterile Schausamen mit eingeschrumpfter Oberfläche wechseln unregelmäßig mit leuchtend blauen, prallen, keimfähigen Samen ab (siehe Farbbild 85). Durch diesen Kontrast werden Vögel angelockt, die beide Samenformen aufnehmen und die Verbreitung übernehmen. Die äußeren Teile der Samenschale sind fleischig (Sarcotesta). Besonders groß ist der fleischige Anteil bei den roten Schausamen.

Eigentümlich ist die Embryoentwicklung. Nach der Befruchtung teilt sich der Kern vielfach unter starker Vergrößerung der Eizelle, wobei bis zu 256 Kerne gezählt wurden. Schließlich setzt eine Wandbildung ein (Proembryo). In diesem Gewebe werden mehrere Embryonen angelegt, von denen jedoch nur einer das Reifestadium erlangt.

Mehrere Paeonia-Artea sind in Südeuropa verbreitet. So u. a. Paeonia mascula sowie die Gartenpfingstrose, Paeonia officinalis, die bisweilen auch heute noch als Medizinalpflanze kultiviert wird. Die Blütenblätter sind offizinell, sie werden gegen Gicht angewendet, und die Pflanze bezeichnet man daher auch als Gichtrose.

In den Gärten Mitteleuropas gibt es zahlreiche, häufig gefülltblühende Sorten von Paeonia lactiflora, die zur Pfingstzeit blühen und einen eigentümlich milden Duft ausströmen. Diese Art stammt aus Nordostchina. Mehrere andere Arten sind ebenfalls als Zierpflanzen bekannt. In den Gärten findet man bisweilen Paeonia tenuifolia, deren tiefrote Blüten ebenso wie die stark gegliederten feinzipfeligen Laubblätter auffallen. Aus Ostasien kommen die halbstrauchigen Arten, bei denen die Laubblätter auch im Winter an der Pflanze erhalten bleiben und erst im nächsten Frühjahr ersetzt werden.

Paeonia suffruticosa und Paeonia delavayi sind bekannte Arten aus dieser Gruppe. Aus Nordamerika kennt man nur wenige Sippen, darunter die nur im pazifischen Raum verbreitete Paeonia brownii.